Die Erde lebt: Terra Preta

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Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald - Mit Klimagärtnern die Welt retten und gesunde Lebensmittel produzieren. Von Haiko Pieplow, Ute Scheub, Hans-Peter Schmidt - Web

 

Die Gewinnung von nahrhaftem Boden ist kein Ziel der Landwirtschaft: Dünger, Pestizide und Gülle pimpen das Pflanzenwachstum, der Boden selbst aber wird zum Opfer. Landmaschinen machen ihn platt, Gifte töten Organismen, Würmer ergreifen die Flucht.

 

Wirklich guter dagegen Boden lebt. Guter Boden ernährt sich von Laub und anderen abgestorbenen Naturalien. Gutem Boden ist Organisches hinzuzufügen, damit er gedeiht und es Organismen und Würmern ermöglicht, Humus zu entwickeln. Die relativ neue Erkenntnissbewegung rund um "Terra Preta" folgt der simplen Tatsache, dass Pflanzen vor allem in guten Böden gedeihen, in Humus, der alles verarbeitet, was nahrhaft ist: Normale Küchenabfälle, in Äckern eingepflügt oder kompostiert, können selbst Wüsten fruchtbar machen. Ein wenig Holzkohle intensiviert den Prozess.

 

Das so liebevolle wie leidenschaftliche und umfassende Buch gibt Auskunft über alle Aspekte von Terra Preta und ist geeignet für Kleingärtner, Bauern sowie Konzerne. Am Amazonas nahm die Entdeckung von Terra Preta (Schwarze Erde) seinen Erfolgslauf: Dort ist es mit der Humusgewinnung schwierig, weil die Feuchte des Regenwalds auf den sauren Böden alles wegschwemmt. Vor Jahrhunderten aber wurde dort Humus erzeugt. Hinter den Häusern von Gehöften erstanden Areale von Beeten, die aus Abfällen entstanden. Auf diesen Dschungeläckern wurde erfolgreich angebaut. 

 

Die Sensation für die heutige Landwirtschaft ist so einfach wie überfällig: Abfall schafft Leben. Organische Reste, die es in Massen gibt, lassen leckersten Humus gedeihen. Auch flächendeckend. Da Humus CO2 bindet, sind die Investitionen in guten Boden auch ein Mittel gegen den Treibhauseffekt.

 

Selbst Fäkalien lassen sich, bestreut mit Holzkohlestaub, im organischen Abfall zu Humus machen. Der wunderbar erhellende Film "Undune" von Dennis Rätzel (2015) geht von der Astronautenfrage aus (wie lassen sich wertvolle Exkremente im Raumschiff weiterverarbeiten), er illustriert das Paradox, dass wir die Kacke im Klo zunächst mit Wasser wegschwemmen, um sie dann im Klärwärk mit viel Aufwand und Energie wieder vom Wasser zu trennen. "Undune" ist der Film zum Buch. - Immerhin ist weitgehend bekannt, dass Urin ein extrem guter Dünger ist. Also: Öfter mal is Grüne pinkeln!